“The world on your doorstep…” – Ideas to explore nature with stories and creativity | “Vor der Haustür die Welt…” – Umsicht üben und Freiräume entdecken

This post was previously published here. It is reposted here with permission. A longer, original German version is available here.

The following text describes a project module from the work of the Schleswig-Holstein library center. It has been developed during the period of the COVID 19 pandemic as a part of the project “Sustainability and storytelling”. (www.nachhaltig-erzaehlen.de).

Translations of materials from these activities are possible on request: brandt@bz-sh.de


Spring 2020: A pandemic has changed everyday life. Suddenly so many things are no longer possible. Other challenges and feelings determine thinking, acting and making decisions: compassion and care, solidarity and cohesion, but also fears and tension, loneliness and longing for freedom, conflicts, restlessness and patience, hope for the future and the provision of all plans.

Children experience all these things too, but differently than adults. At the same time, families now spend more time together in a confined space than usual.

There is no magic formula that promises help in this situation. But there are experiences and resources that have already proven to be beneficial and helpful for body and soul in other global crisis situations in human history: movement is one of them. And experiencing nature. By looking over your own four walls, into the wide sky, up to the tops of the trees or deeper into the astonishing connections of life on your own doorstep, you can strengthen your compassion, the relationship and connection to the world.

What does all this mean for the time of school closings, canceled events, limited contacts and canceled vacation trips for families?

The examples of the small booklet “The world on your doorstep … – Ideas to explore nature with stories and creativity” (in German) can inspire people to go outdoors with children – in everyday life, on vacation, in the forest, on meadows or in your own garden, on less busy side streets or in the small park next door – always with care to protect other people and the nature. And with the joy of creative linguistic experiences.:

  • (full version in German: http://waldworte.eu//wp-content/uploads/2020/04/Arbeitshilfe-Vor-der-Haust%C3%BCr-.pdf)

    Example 1: “Strange shapes” – surprises and imaginations

  • Example 2: “Lots and lots of stones” – little poems about thick rocks

  • Example 3: “Here we live” – design your own mini-book

  • Example 4: „Songs for world explorers”

  • Example 5: “5-finger stories” with a colorful collection of words

In so many ways you can find such freedom for movement, sensory perception and body experience, which are connected with stories and offer surprising narrative events.

Because linguistic development and creativity depend on lively contact with the environment. This can also be done indoors – but movement and perception under the sky, the resonance of encounter with nature, with the familiar environment as well as with the unknown and amazing, stimulate the imagination and the desire to tell.

Elementary and inspiring experiences that are possible in the forest, in the park, in the garden or even on the balcony cannot be planned or conveyed exactly.

Here are just a few examples of what can happen …

  • diverse sensory perceptions that enrich vocabulary and expressiveness

  • an emotional connection to the living around us, delightful and vulnerable

  • an affinity with the environment with appreciation and amazement

  • the understanding of relationships through recognizable changes and cycles in nature

  • the search for meaning in such contexts and through your own questions

  • become familiar with a set of symbols to interpret the world

  • the processing of experiences through free play and movement, through storytelling with imagination and natural curiosity

  • astonishment and finding in dialogue with adults as sensitive companions

What is necessary to experience all of this, even under the restricted conditions in times of the pandemic? Actually only the desire and willingness to go outside with one another, to exercise care for other people and to enjoy the view of an expanded horizon. Because it opens up through stories, shows itself in nature and can be experienced through movement.

More to read as an inspiration with some more ideas:

https://www.findingnature.org/post/how-public-libraries-are-helping-us-find-nature-during-the-crisis

Susanne Brandt, Flensburg/Germany, Mai 2020

Contact: brandt@bz-sh.de

Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Flensburg/Germany (www.bz-sh.de)

Links to the project (in german): www.nachhaltig-erzaehlen.de


Dieser Beitrag wurde zuvor hier veröffentlicht. Eine kürzere englische Version finden Sie hier.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), verbunden mit sprachlichen und kulturellen Erfahrungen weiterdenken – gerade jetzt in Zeiten der Pandemie? Das gehört in diesen Wochen und Monaten zu den besonderen Herausforderungen vieler Bildungsinitiativen und Bibliotheken, auch im Blick auf die Situation von Familien. Folgende Überlegungen, Impulse und Praxis-Beispiele, die als Beitrag zu “nachhaltig erzählen” bei der Büchereizentrale Schleswig-Holstein erarbeitet worden sind, geben dazu einige Anregungen:

Frühjahr 2020: Eine Pandemie hat den gewohnten Alltag verändert. Vertraute Dinge sind plötzlich nicht mehr möglich. Andere Herausforderungen und Empfindungen treten stärker in den Vordergrund, bestimmen das Denken, Handeln und Entscheiden: Spürbar werden Mitgefühl und Fürsorge, Solidarität und Zusammenhalt, aber auch Ängste und Anspannung, Einsamkeit und Sehnsucht nach Freiheit, Konflikte, Gefühlsschwankungen und Verunsicherung, Unruhe und Geduld, Hoffnung für die Zukunft und die Vorläufigkeit aller Planungen. Kinder erleben all diese Dinge auch, aber anders als Erwachsene. Individuell ist der Umgang damit sehr unterschiedlich. Zugleich verbringen Familien jetzt auf engerem Raum deutlich mehr Zeit miteinander als sonst.

Es gibt kein Patentrezept, das Entlastung und Hilfe in dieser Situation verspricht. Aber es gibt Erfahrungen und Ressourcen, die sich schon in anderen Krisensituationen der Menschheitsgeschichte als wohltuend und hilfreich für Körper und Seele erwiesen haben. Bewegung gehört dazu. Und das Erleben von Natur. Denn der Blick über die eigenen vier Wände, über das nun als enger empfundene Leben hinaus in den weiten Himmel, hoch zu den Spitzen der Bäume oder tiefer hinein in die erstaunlichen Zusammenhänge des Lebens vor der eigenen Haustür, stärkt das Mitgefühl, die Beziehung und Verbundenheit zur Welt im Kleinen wie im Großen.

Über die eigenen vier Wände hinausschauen

So sensibilisiert uns die Pandemie als weltweites Geschehen zugleich für eine globale Dimension. Die Medien liefern dazu Nachrichten von allen Kontinenten ins Wohnzimmer. Aber was das Leben auf der Welt so kostbar und verletzlich macht, dass wir uns darum sorgen, auf Heilung und Schutz für die Schwächeren hoffen, das erleben wir auch und anders durch die sinnliche Wahrnehmung des Lebens mit seinen Schönheiten und seinen Gefährdungen vor der eigenen Haustür.

Und noch etwas Drittes kommt hinzu: Immer haben sich Menschen Geschichten erzählt, wenn es galt, Notsituationen durchzustehen, einander Mut zu machen und Sinnzusammenhänge zu verdeutlichen, die selbst im Chaos und in der Bedrohung noch zu entdecken sind. Alles das sind Erfahrungen, die Menschen in aller Welt miteinander verbinden und die aktuell vor dem Hintergrund der Pandemie gerade in Bibliotheken wieder an Bedeutung gewinnen[1]: Freshta Karim, die in Afghanistan ein Bücherbus-Projekt für Kinder aufgebaut hat, sieht deshalb jetzt in der Krise eine wichtige Aufgabe darin, Kindern und Familien weiterhin Zugänge zu Geschichten zu öffnen, weil diese dabei helfen können, mit Ängsten und Belastungen besser umzugehen. Und auch für Margkee Garcia, Leiterin der Deutsch-Nicaraguanischen Bibliothek in Managua geht es in dieser Zeit nicht nur um die körperliche, sondern ebenso um die psychische und emotionale Gesundheit.

Bücher und Geschichten vermitteln dabei, so weiß sie, einen sicheren Halt und bestärken die Menschen darin, ihre eigene Geschichte zu bedenken. Das Erzählen – überliefert oder aus dem eigenen Erleben heraus in Worte gefasst – scheint also vor dem Hintergrund der aktuellen Krisenerfahrungen weltweit in vielfältiger Weise Orientierung zu geben. Wo Gedanken sich durch Geschichten ordnen, klären sich Zusammenhänge. Der Horizont wird weit – und schon kommen wieder Bilder aus der Natur mit ins Spiel…

Horizont erweitern und Zusammenhänge entdecken

Auch in den Bibliotheken von Schleswig-Holstein waren sprachanregende Projekte[2] zur Begleitung von Familien, Kitas und Grundschulen in den vergangenen Jahren von solchen Erfahrungen geprägt: Erzählen geschieht im täglichen Leben miteinander beim Wahrnehmen und Deuten der Dinge im vertrauten Umfeld, durch das Hören auf die Fragen der Kinder, beim Spielen und Bewegen, Malen und Basteln, im Haus, in der Nachbarschaft, in der Natur.

Erzählanlässe und Geschichten, die ihren Bildervorrat aus der Umwelt und Natur schöpfen, gehören zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, bei der sich das Erleben hier und heute mit Ideen für die Zukunft verbindet: Kinder staunen, denken und entdecken ganz in der Gegenwart – aber das, was sie dabei an Mitgestaltungsmöglichkeiten und Inspiration zum Weiterdenken erfahren, kann sich in der Zukunft als Schlüssel im Umgang mit den dann wichtigen Fragen und Herausforderungen erweisen. Wie und was das genau sein wird – das können wir heute nur ahnen.

Umsicht üben im Freien – wie und warum?

Was heißt das nun alles für die Zeit der Kita- und Schulschließungen, der geschlossenen Bibliotheken, abgesagten Veranstaltungen, eingeschränkten Kontakte und stornierten Urlaubsreisen für Familien?

Die Beispiele in der nachfolgend verlinkten Arbeitshilfe der Büchereizentrale Schleswig-Holstein können dazu anregen, gemeinsam mit Kindern Wege ins Freie zu entdecken – im Alltag, in den Ferien, im Wald, auf Wiesen oder im eigenen Garten, an weniger belebten Seitenstraßen oder im kleinen Park nebenan – stets mit der nötigen Umsicht zum Schutz anderer Menschen, die dabei geboten ist. Selbst am offenen Fenster oder auf dem Balkon öffnet sich der Blick anders als im geschlossenen Raum.

In vielfältiger Weise lassen sich vor der eigenen Haustür solche Freiräume für Bewegung, Sinneswahrnehmung und Körpererfahrung finden, die sich mit Geschichten verbinden und überraschende Erzählanlässe bieten.

Denn sprachliche Entwicklung und Kreativität sind angewiesen auf einen lebendigen Austausch mit dem, was uns berührt und umgibt. Das geht auch im Haus – aber mehr noch bewirken Bewegung und Wahrnehmung unter freiem Himmel, die Resonanz der Begegnung mit der Natur, mit dem vertrauten Umfeld wie mit dem Fremden und Erstaunlichen eine Belebung der Erzähllust und Fantasie.

Internationale Impulse zum Thema:

–        https://www.findingnature.org/

o   WELCOME TO THE NATURAL LIBRARY: The Essential Role of Libraries in Creating Nature-Rich Communities

Vielfältige Sinneswahrnehmungen als Chance

Elementare und inspirierende Erfahrungen, die im nahen Wald oder am Bach, im Park, im Garten oder sogar auf dem Balkon möglich werden, lassen sich nicht genau planen oder vermitteln. Hier nur ein paar Beispiele für das, was dabei geschehen kann…

  • vielfältige Sinneswahrnehmungen, die den Wortschatz und das Ausdrucksvermögen bereichern

  • eine emotionale Verbindung zum Lebendigen um uns herum, das als beglückend und als verletzlich erfahren wird

  • eine wertschätzende Beziehung zur Umwelt, die sich aus dieser Verbundenheit entwickeln kann

  • das Begreifen von Zusammenhängen durch erkennbare Veränderungen und Kreisläufen in der Natur

  • die Suche nach Sinn in solchen Zusammenhängen und durch eigene Fragen

  • vertraut werden mit einem Symbolvorrat für die Selbst- und Weltdeutung

  • die Verarbeitung von Erfahrungen durch freies Spiel und Bewegung, durch Erzählen mit Fantasie und natürlicher Neugier

  • gemeinsames Staunen und Weiterdenken im Dialog mit Erwachsenen als sensible Begleiter

Was nötig ist, um alles das auch unter den eingeschränkten Bedingungen in Zeiten der Pandemie als Familie zu erleben? Eigentlich nur die Lust und Bereitschaft, miteinander ins Freie zu gehen, Umsicht zu üben mit Rücksicht auf andere Menschen und die Aussicht zu genießen auf einen erweiterten Horizont. Denn der öffnet sich durch Geschichten, zeigt sich in der Natur und wird erfahrbar durch Bewegung.

Die Beispiele der Arbeithilfe, die im Rahmen von www.nachhaltig-erzaehlen,de erstellt worden ist, wollen Mutmacher und Inspirationen dafür sein – und ein Anfang für viele weitere Ideen.

Hört einfach zu, was die Kinder draußen noch alles zu erzählen haben…

Susanne Brandt / (Gedanken zu Corona im April 2020)

Arbeitshilfe zum Download: Arbeitshilfe Vor der Haustür

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